Das Stück

 

Alberich ist gelangweilt. Ihn, den mächtigen Zwergenkönig, erfreut und überrascht nichts mehr, nichts zerstreut ihn. Die Menschen hingegen, die leben munter vor sich hin in ihrer Gemeinschaft. Und erst ihr Nachwuchs, der scheint viel Unterhaltsames mit sich zu bringen, zumindest sorgt er immer für Neues: neue Geschichten, neue Aufgaben, neue Sorgen. Aber Moment! Es wäre doch gelacht, wenn Alberich, der mächtige Alberich, es nicht schaffen sollte, sich auch zu einem Nachfolger zu verhelfen, der ihn aus seiner Lethargie befreit! Das Otnit-Projekt beginnt.

Gedacht, getan: Mit der Königin von Lamparten, deren königlicher Ehemann offenbar selbst keinen Erben hervorbringen kann, zeugt er ein Kind – ihr Einverständnis ungefragt voraussetzend.

Die Jahre vergehen, und Otnit, das unwissende Kuckuckskind, wächst zu einem außerordentlich starken Mann heran, er übernimmt nach dem Tod des vermeintlichen Vaters die Herrschaft über Lamparten. Und wie es sich für einen ordentlichen König gehört, ist irgendwann die Zeit gekommen, sich eine Frau zu suchen. Der Plan ist schnell geschmiedet: Eine wunderschöne Prinzessin jenseits des Meeres, die Tochter des Königs Nachorel, soll es sein. Nun muss nur noch ein Heer aufgestellt, das Meer überquert und die Schöne als Braut gewonnen werden.

Doch nicht alles funktioniert so reibungslos, wie sich Alberich das erhofft hatte. Denn Otnit entspricht nur bedingt dem Helden, den der Zwergenkönig für seinen Sohn im Sinn hatte. Wird sein Projekt „Otnit“ dennoch ein Erfolg?

In „Das Otnit-Projekt“ gibt es erbitterte Kämpfe, verwunschene Plätze, eine immer wieder auftauchende, anderweltliche Steinwand, die mit allem in Verbindung zu stehen scheint, und Drachen, die das Land bedrohen. Aber eigentlich geht es in dieser exotisch anmutenden mittelalterlichen Erzählwelt nicht um heldenhafte Drachenkämpfe. Es geht um einen König, der ein Held sein soll, aber sich nicht immer heldenhaft verhält; der ein mächtiger Herrscher ist, sich aber nicht von seiner Mutter lösen kann und ohne die Hilfe seines zwergischen Vaters des Öfteren aufgeschmissen wäre. Inmitten einer konventionellen Heldengeschichte findet sich Otnit plötzlich in einem Vater-Sohn-Konflikt und ist mit den ewigen Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens konfrontiert. Es bleibt die Frage: Wieviel Elternbindung ist eigentlich gesund? Und: Wann ist ein Held ein Held?